Interview mit Marc Corrigan, Densitron

»Wir sind E-Paper-Fans ...«

16. Februar 2015, 9:18 Uhr | Erich Schenk
Marc Corrigan, Densitron: »Am besten sieht man E-Paper gar nicht als Alternative zu anderen Display-Technologien, sondern als Ersatz für bedrucktes Papier.«
© Densitron

... sagt Marc Corrigan, Business Development Director bei Densitron. Seit 2012 setzt man auf diesen extrem stromsparenden Display-Typ, der zwar »einzigartige Vorteile hat, aber wegen technischer Einschränkungen im Vergleich mit TFT ein Nischenprodukt bleiben wird«.

Markt&Technik: Was sind denn die einzigartigen Vorteile von E-Paper-Displays?
Marc Corrigan, Densitron: Dazu zählt Powerless Image Retain, d.h. es wird keinerlei Strom verbraucht, wenn das Bild erst einmal aufgebaut ist. Damit wird dieser Display-Typ geradezu unersetzbar, wenn er in der richtigen Applikation eingesetzt wird. Dazu zählen etwa Preisetiketten im Supermarkt (Electronic Shelf Edge Label), Infoschilder in Lagersystemen oder Barcodes, die von jedem Scanner gelesen werden können. Es gibt also eine ganze Reihe großer Anwendungen, wo eine andere Technik nicht optimal eingesetzt werden kann. Wer wirklich auf low power angewiesen ist, der setzt E-Paper ein.

Was sind in Ihren Augen die gravierenden technischen Einschränkungen - etwa der verringerte Betriebstemperaturbereich?
Nein. Wir offerieren heute schon E-Paper für den Betriebstemperaturbereich von -25 bis +50 °C (lagernd bis +60 °C), was die Problematik des Einfrierens eliminiert. Im oberen Bereich ist man zwar noch auf 50 bis 60 °C beschränkt, aber der Betrieb bei höheren Temperaturen ist mit kleinen Abstrichen bei der Image-Qualität noch gut möglich. Wer Farbe oder schnelle Reaktionszeiten sucht, muss letztlich zu TFT greifen, das ist klar, auch wenn E-Paper in diesem Jahr als dreifarbige Variante kommen wird (Schwarz, Weiß, mit der Zusatzfarbe Rot). Am besten sieht man E-Paper gar nicht als Alternative zu anderen Display-Technologien, sondern als Ersatz für bedrucktes Papier.

Sie haben E-Paper-Displays mit Diagonalen von bis zu 10 Zoll im Programm. Ist eine Erweiterung in Sicht?
Unser Portfolio beinhaltet E-Paper-Anzeigen mit Diagonalen von 1,44, 2,0, 2,7, 4,41, 7,4 und 10,2 Zoll. Am besten verkaufen sich die kleineren, die größeren sind dafür sehr wertig. Weitere Zwischengrößen werden 2015 erwartet, zudem Versionen mit erweitertem Temperaturbereich und einer dritten Farbe. Das sollte den potentiellen Markt für E-Paper deutlich erweitern.

Woher bekommen Sie die E-Paper-Panels?
Wir vertreten europaweit die taiwansiche Firma PDI (Pervasive Displays Inc).

Kündigen sich bei den E-Paper-Panel-Herstellern technologische Neuerungen an?
Wie schon erwähnt, erweitert sich der Temperaturbereichn, eine dritte Farbe wird möglich, und an den Schaltzeiten wird auch permanent gearbeitet. Ansonsten versucht man, ein langzeitstabiles, industrielles Produkt anzubieten, das über viele Jahre verfügbar bleibt. Alles in allem sind die Neuerungen eher evolutionär, nicht revolutionär.

E-Paper und Touch: Ist das problemlos machbar und auch schon Realität?
Machbar ist es, kundenspezifisch, aber hier spielt die langsame Schaltzeit des E-Paper-Displays eine entscheidende Rolle. Bei einem Touch-Display erwartet der Benutzer eigentlich eine sofortige Reaktion des Displays auf einen Touch-Event. Dies ist aber bei E-Paper nicht möglich, vor allem Gesten oder Multi-Touch sind schwer umzusetzen. Die meisten Kunden gehen diesen Weg nicht.

Welche Interfaces spielen bei E-Paper eine Rolle?
Die Displays von PDI haben alle einfache SPI-Schnittstellen. Das reicht vom Tempo her aus, weil eine hohe Datenrate/Bildwechsel mit der Technologie ja eh nicht zu vereinbaren ist.

Erwarten Sie mittelfristig für E-Paper im industriellen Umfeld eine deutlich steigende Nachfrage?
Durch die Weiterentwicklung der Technologie und die vorhergesagten sinkenden Preise wird die Technik an Akzeptanz gewinnen und in immer mehr Anwendungen eingesetzt - vor allem da, wo ein leuchtendes Display zuviel Strom braucht. Es werden neue Märkte sein, nicht unbedingt die Verdrängung aktueller Technologien wie TFT. Nicht zu unterschätzen ist der Bereich Logistik/Warenwirtschaftssysteme sowie viele andere Anwendungen, wo aktuell viel Papier ausgedruckt und regelmäßig manuell ausgetauscht werden muss. E-Paper ermöglicht eine ökologische und kostengünstige Alternative, durch wiederverwendbare Etiketten oder Schilder.

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